Kleintierpraxis Dr. Wagner Reutlinigen

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Operationen und Narkose

Die meisten chirurgischen Eingriffe erfolgen ebenso wie die Sanierung der Maulhöhe und bestimmte Röntgenuntersuchungen bei den Haustieren unter Narkose. Unter Narkose versteht man die Schmerzausschaltung am ganzen Körper, die mit Muskelerschlaffung und tiefem Schlaf einhergeht. Hierzu werden bestimmte Medikamente (Narkotika, Anästhetika) eingesetzt, die eine vorübergehende Aufhebung der Funktion der Nervenzellen bewirken. D. h. der Hauptwirkungsort von Narkotika ist das Gehirn, das zentrale Nervensystem.

Gleichzeitig haben Narkotika aber auch Einfluß auf andere Körperfunktionen, wie z.B. auf die Magen-Darm-Aktivität, Atmung, Kreislauf, Herzarbeit, Temperaturregulation u. a. Und hier kann es dann zu einer unerwünschten Wirkung kommen, im allerschlimmsten Fall zum Tod des Patienten, da ja lebenswichtige Systeme beeinflusst werden. Dies wird im Allgemeinen unter dem Oberbegriff “Narkoserisiko” bzw. “Narkosezwischenfall” beschrieben.

Zum Glück für Mensch und Tier wirken Narkotika in unterschiedlichem Maße auf die verschiedenen Strukturen. Durch Einsatz von modernen Mitteln, häufig in bestimmten Kombinationen, werden die unerwünschten Wirkungen möglichst gering gehalten. Anästhetika werden je nach Dauer und erforderlicher Narkosetiefe ausgewählt und sorgfältig auf den Patienten abgestimmt. Der Tierarzt kennt in der Regel seinen Patienten und die Risiken für jeden einzelnen. Daher gehören Narkosezwischenfälle zu den großen Ausnahmen!

Um das Narkoserisiko so gering wie möglich zu halten, betreiben wir in der Praxis ein intensives “Monitoring”.

Mit verschiedenen Apparaten werden die Körperfunktionen des Patienten während der Operation überwacht: Das EKG zeichnet die Herzaktionen in ihrer Frequenz und Form auf. Mit dem Pulsoxoymeter kontrollieren wir die Sauerstoffsättigung des Blutes und der Kapnograph misst den Gehalt des Kohlendioxyds in der Ausatemluft. So können wir frühzeitig Probleme im Narkoseablauf erkennen.

Sie als Patientenbesitzer können das Narkoserisiko ebenfalls im Voraus verringern: Durch den Einfluß der Narkose auf die Magen-Darm-Aktivität und den Gleichgewichtssinn kann es zu Erbrechen kommen. Da der Patient jetzt bereits schläft, besteht die Gefahr des Erstickungstodes wenn Erbrochenes in die Luftröhre gelangt.

Daher vor jeder geplanten Vollnarkose: 8-12 Stunden völliger Nahrungsentzug für den Patienten, Trinkwasser sollte weiterhin angeboten werden. Dies gilt nicht für kleine Heimtiere (Kaninchen, Meerschweinchen etc.), die bis zur Operation fressen dürfen, ja sogar sollen.

Ist die Operation beendet, so bekommen unsere Patienten in den meisten Fällen ein Gegenmittel gespritzt, so dass sie schneller wieder aufwachen. Erst wenn die Tiere wieder vollkommen wach sind, werden sie nach Hause entlassen. Trotzdem ist noch einiges zu beachten:

Die Narkose führt zu einer Erniedrigung der Körpertemperatur. Der Patient sollte zuhause bei Zimmertemperatur auf einer Decke liegen. Und zwar auf dem Fußboden, damit sich das Tier beim Herunterfallen nicht verletzten kann, da der Gleichgewichtssinn noch eine ganze Weile beeinträchtigt ist. Hunde sollten die nächsten 24 Stunden nur an der Leine, Katzen überhaupt nicht nach draußen.

Das Tier darf 3 Stunden nach der Abholung wieder Wasser trinken, die erste Fütterung (halbe Ration) sollte frühestens 6 Stunden nach der Abholung erfolgen. Kleine Heimtiere dürfen fressen und trinken, sobald sie daheim sind.